Senotherapeutische Wirkstoffe: Fortschritte und Perspektiven

05 - 10 - 2021

Senotherapeutische Wirkstoffe

 

Die Alterung geht mit einer Degeneration des Gewebes einher. Die zelluläre Seneszenz ist der Ursprung vieler degenerativer Prozesse. Alle Zellen können betroffen sein, aber bestimmte Gewebe/Organe sind empfindlicher, angefangen beim Herz-Kreislauf-System, das als erstes betroffen ist.

Seneszente Zellensind durch eine intrazelluläre Anhäufung geschädigter Biomoleküle und Organellen gekennzeichnet, die die Zellfunktion beeinträchtigen. Viele dysfunktionale Mitochondrien – einer der Marker der Seneszenz – sind an erhöhtem zellulärem oxidativem Stress beteiligt und führen zu Stoffwechselentgleisungen. Wenn sie nicht eliminiert werden, verbreiten seneszente Zellen ihren Phänotyp schließlich durch ihr spezifisches Sekretionsprofil auf das umliegende Gewebe.

Mit zunehmendem Alter werden die Stammzellen – Zellen, die in der Lage sind, alternde Zellen in unserem Gewebe zu erneuern – immer weniger aktiv. Das Gleiche gilt für das Immunsystem, das immer weniger in der Lage ist, den Körper wirksam zu verteidigen.

Die Immunoseneszenz führt zu einem deutlichen Verlust der Wirksamkeit sowohl der angeborenen als auch der erworbenen Reaktionen, was zu den verminderten Immunreaktionen älterer Menschen beiträgt. Dadurch wird die Immun clearance der alternden Zellen verringert. Seneszente Zellen, die sich schließlich ansammeln, begünstigen dann die Sekretion von entzündungsfördernden Faktoren und die Entstehung von Krankheiten (z. B. degenerative Erkrankungen, chronische Entzündungen, Krebs usw.).

Glücklicherweise schützt die Beseitigung seneszenter Zellen oder ihre Neutralisierung vor altersbedingten Krankheiten. Die Ausschaltung oder Blockierung der Wirkung dieser Zellen durch so genannte Senotherapeutika kann die Gewebedegeneration verhindern und die gesunde Lebenserwartung verbessern. Drei Hauptkategorien von Senotherapeutika natürlichen oder synthetischen Ursprungs sind zu unterscheiden: Senosuppressiva, Senostatika und Senolytika. Durch die Blockierung der Wirkung und/oder der Wege, die für die Produktion der seneszenzfördernden Faktoren verantwortlich sind, können senosuppressive Wirkstoffe die Seneszenz verhindern und sind daher Teil von Präventionsstrategien. Senostatische und senolytische Wirkstoffe (z. B. Fisetin, Dasatinib/Quercetin usw.) sind zur Behandlung von seneszenten Zellen, die bereits in einem pathologischen Gewebe vorhanden sind, angezeigt, wobei erstere die intrazellulären Mechanismen, die die Seneszenz fördern, blockieren oder sogar umkehren und letztere seneszente Zellen selektiv aus einem Gewebe oder Organ eliminieren. Im weiteren Sinne wurde der Begriff Senolytikum auf jede Substanz ausgedehnt, die die durch das Vorhandensein seneszenter Zellen verursachten schädlichen Auswirkungen verringern kann.

Durch die Verringerung der Anzahl seneszenter Zellen und die damit verbundene Verlangsamung der Alterung sind senolytische Verbindungen eine vielversprechende Anti-Aging-Strategie mit großen therapeutischen Aussichten. Ihre Fähigkeit, als Adjuvans für Chemotherapien eingesetzt zu werden, ist ebenfalls von großem Interesse.

Warnung: Diese Informationen dienen nur der Orientierung und sind kein Ersatz für eine medizinische Beratung.

 

Referenzen :

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