Veränderung der proteostase bei der Alzheimer-krankheit: nutritherapeutische perspektiven
Die aufrechterhaltung der proteinhomöostase oder proteostase ist für die funktion und das
überleben der zellen von entscheidender bedeutung und wird durch ein komplexes netzwerk
zellulärer prozesse gesteuert, die synthese, die faltung, den verkehr, den abbau und die
ausscheidung von intrazellulären, extrazellulären und sezernierten proteinen regulieren.
Die proteostase kann jedoch mit zunehmendem alter erheblich beeinträchtigt werden, was zu einem
erhöhten risiko für die entwicklung degenerativer erkrankungen führt. Gehirnzellen, insbesondere
neuronen, sind in dieser hinsicht besonders empfindlich gegenüber proteotoxischem stress, wie er
durch ein ungleichgewicht der proteostase ausgelöst wird. Dies ist bei altersbedingten
neurodegenerativen erkrankungen wie der Alzheimer-krankheit der fall.
Die Alzheimer-krankheit – eine neurodegenerative erkrankung, die zu einer fortschreitenden
beeinträchtigung der kognitiven funktionen (gedächtnis, sprache, denkvermögen) führt – ist
gekennzeichnet durch eine intrazerebrale akkumulation von löslichen β-amyloid-oligomeren (Aβ)
und später von unlöslichen fibrillen, ein fortschreitendes auftreten von abnorm ubiquitinylierten
neurofibrillären verwicklungen und eine chronische entzündung – ein prozess, der auf einen defekt
im abbau/klärung unter beteiligung des ubiquitin-proteasom-systems zurückzuführen ist. Das
proteasom spielt eine wichtige rolle bei der aufrechterhaltung der proteostase, indem es kurzlebige,
beschädigte oder fehlkonfigurierte proteine selektiv eliminiert, die zuvor ubiquitinyliert wurden –
eine posttranslationale modifikation durch ubiquitin, die es dem proteasom ermöglicht, die so
markierten proteine zu erkennen und dann zu zerstören. Das systematische vorhandensein von
ubiquitinylierten, aber nicht abgebauten einschlüssen weist de facto auf eine verminderte aktivität
des proteasoms hin, die auf das vorhandensein von toxischen Aβ-oligomeren zurückzuführen ist (und
dazu beiträgt) – eine zentrale fehlfunktion in der ätiologie der krankheit.
Die beteiligung des ubiquitin-proteasom-systems am pathophysiologischen prozess der Alzheimer-
krankheit eröffnet neue therapeutische perspektiven, sowohl zur prävention als auch zur heilung. In
dieser hinsicht stoßen potenzielle synergistische ansätze, die proteasomaktivatoren, inhibitoren des
immunoproteasoms (das an der entzündung beteiligt ist) und modulatoren der β-Amyloidpeptid-
aggregation kombinieren, auf wachsendes Interesse.
Neben den herkömmlichen pharmakologischen ansätzen haben nicht-medikamentöse
interventionen, die eine ausgewogene ernährung, regelmäßige körperliche bewegung und kognitives
training kombinieren, sowohl präventives als auch therapeutisches potenzial. Insbesondere die
tatsache, dass eine angepasste ernährung – z. b. nach dem traditionellen mediterranen muster – und
spezifische nahrungsergänzungen den pathophysiologischen mechanismen der krankheit
entgegenwirken können, bietet die möglichkeit, das fortschreiten der krankheit zu verhindern, zu
verzögern oder zu steuern.
So sind bestimmte natürliche verbindungen wie oleuropein (ein polyphenol aus dem olivenbaum –
schlüsselakteur der mittelmeerdiät) und betulinsäure (ein triterpen aus der birkenrinde – in der
traditionellen nordischen diät enthalten) dafür bekannt, dass sie das proteasom aktivieren und die
zellalterung verzögern. Aglykonisches (der glukose beraubtes) oleuropein hemmt zudem die
aggregation von Aβ-peptiden zu toxischen oligomeren. Ebenso reduziert betulinsäure ebenfalls die
bildung neurotoxischer oligomere. Darüber hinaus reduziert die verabreichung von
epigallocatechingallat (ein polyphenol in grünem tee) und ferulasäure (eine pflanzenbasierte
phenolverbindung) im tiermodell bestimmte erscheinungsformen der Alzheimer-krankheit, wie z. b.
das defizit des räumlichen gedächtnisses, was beim menschen jedoch noch bestätigt werden muss.
Diese verbindungen sollen auch positive auswirkungen auf andere aspekte der krankheit haben, wie
die synaptotoxizität von Aβ-oligomeren und die neuroinflammation.
Diese aktiven verbindungen in bestimmten lebensmitteln oder nahrungsergänzungsmitteln könnten
zusammen mit anderen interessanten naturstoffen langfristig zu wichtigen bestandteilen einer
ausgewogenen ernährung für senioren werden.
Warnung : Diese informationen dienen nur der orientierung und sind kein ersatz für eine
medizinische beratung.
Referenzen :
Simon PYR, Bus J, David R. [Alzheimer’s disease, amyloid-β peptides and ubiquitin-proteasome
system: therapeutic perspectives]. Med Sci (Paris). 2023;39(8-9):643-649. Med Sci (Paris). 2023;39(8-9):643-649.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37695154/
Simon PYR, David R. Alzheimer’s disease, β-amyloid peptides, and ubiquitin-proteasome system: nutritherapeutic insights. Neurodegener Dis. 2025;25:76-87.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40132562/
Almeida MF, Farizatto KLG, Almeida RS, Bahr BA. Lifestyle strategies to promote proteostasis and reduce the risk of Alzheimer’s disease and other proteinopathies. Ageing Res Rev. 2024;93:102162.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38070831/
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